Quoten-Frau? NEIN, Danke!!!

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Kaum ein Human-Resources-Thema wurde im letzten Jahr so laut und heftig diskutiert, wie das heutige Thema meines Blog-Beitrags. Die Rede ist von der Einführung der Frauenquote zu welche ich mir, wie Sie wahrscheinlich auch, meine eigene Meinung gebildet habe.

Da unser HR-Blog noch neu ist und Sie nicht wissen können wer „Ich“ bin, möchte ich mich Ihnen gerne kurz vorstellen. Ich bin eine junge Frau, Anfang 20 und studiere BWL mit besonderem Schwerpunkt im Human Resources-Management.

Ich werde meine Artikel immer auf sachlichen Grundlagen schreiben, aber natürlich wird hin und wieder meine Meinung durchkommen und ich denke gerade das macht einen unterhaltsamen Blog auch aus. Aber es soll an dieser Stelle nochmal betont werden, dass es nur MEINE Meinung ist.

Besonders das heutige Thema meines Blog-Eintrags wird auch mich irgendwann irgendwie betreffen und es ist wohl kein Zufall,  dass ich es als mein erstes Blog-Thema gewählt habe.

Um Ihnen einen sachlichen Einstieg ins Thema zu ermöglichen, nenne ich Ihnen zunächst  kurz die wichtigsten Infos zum rechtlichen Hintergrund.

Der Grundstein für eine Geschlechterquote von 30% wurde im Mai 2015 gelegt. Damals trat das Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft sowie im Öffentlichen Dienst in Kraft.

Im Januar 2016 wurde ein weiteres Gesetz zur Frauenquote verabschiedet. Dieses besagt, dass börsennotierte Unternehmen sowie voll mitbestimmte Unternehmen, mindestens 30% der neu zu besetzenden Stellen in Aufsichtsräten mit Frauen besetzen müssen.  Nicht-börsennotierte Unternehmen sollen eigenständig Zielgrößen festlegen, um zukünftig mehr Frauen in Führungspositionen zu beschäftigen.

Und Überraschung: Seit 2016 ist der Frauenanteil in Aufsichtsräten tatsächlich um knapp 4% gestiegen. Aus dem Manager-Barometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung geht hervor, dass in diesen Unternehmen der Frauenanteil in den Aufsichtsräten bei ca. 27% liegt. Diese Steigerung ist sicherlich erst einmal eine sehr erfreuliche und positive Nachricht. Keine Frage!

Doch in den Vorständen, sind Frauen weiterhin Mangelware. Zum Ende des Jahres 2016 betrug der Anteil gerade einmal 8%.

Trotz erster Erfolge sehe ich das Gesetz kritisch und die Frage, die sich mir aufdrängt, stellen Sie sich eventuell ebenso: Möchte ich nur als sogenannte „Quotenfrau“ in eine Führungsposition? Nur weil es ein Gesetz so vorgibt? Oder aufgrund meines Wissens bzw. meiner fachlichen Kompetenz? Meiner Meinung nach ist die Antwort eindeutig und ich bin mir sicher, dass es vielen Frauen, und vielleicht auch Ihnen persönlich, genauso geht. Führungspositionen sollten auch ohne ein entsprechendes Gesetz zu erreichen sein.

Unsere Bundeskanzlerin, auch wenn wir sie uns modisch nicht zwingend zum Vorbild nehmen müssen,  ist hierfür das beste Beispiel. Frau Merkel hat bei Ihrer Wahl 2005 durch ihre Präsenz, ihr Wahlprogramm und ihre Kompetenz überzeugt. Und ihre Wiederwahl 2009 und 2013 bestätigt, dass Frauen auf politischer Ebene neben ihren männlichen Kollegen durchaus ernst genommen werden und als gleichberechtigter, starker Verhandlungspartner akzeptiert werden.

Doch zurück zur Wirtschaft. Auch hier brauchen wir keine Quote, um Frauen in die Aufsichtsräte zu bekommen. Viele Unternehmen berichten selbst davon, dass der Anteil von Frauen und Männern am Anfang der Karriere oft nahezu gleich ist (50/50). Doch auf dem Weg hinauf auf die Karriereleiter gehen die jungen, ambitionierten Frauen zunehmend verloren. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand und sind bereits von der Natur vorgegeben. Doch ein Kind zu bekommen, sollte und darf für Frauen keinen Nachteil gegenüber ihren männlichen Kollegen darstellen. Denn was wäre unsere Gesellschaft ohne Nachwuchs? Was wir also brauchen sind Maßnahmen, die Frauen unterstützen und ihnen helfen, sowohl Kinderwunsch und Familie, als auch Karriere miteinander zu vereinen.  Hier sehe ich das größte Problem in unserem aktuellen Sozialsystem, aber auch in den oft unflexiblen Arbeitszeitmodellen vieler Arbeitgeber. Häufig fehlt es an Angeboten für die Kinderbetreuung oder an einer Homeoffice-Möglichkeit. Als Mutter hat man dann häufig keine andere Wahl als anfangs zuhause zu bleiben oder die Arbeitszeit zumindest zu kürzen. Hierdurch verlieren Frauen an beruflichem Einfluss, verpassen den Zeitpunkt einer Stellenneubesetzung und erleiden in jedem Fall einen natürlichen Erfahrungs-Rückstand gegenüber ihren durcharbeitenden männlichen Kollegen.

Diese ungewollte Zwangspause führt dazu, dass Frauen im direkten Vergleich mit Männern benachteiligt sind und die Elternzeit ihnen letztendlich zum Verhängnis wird. Das ist schade und sollte nicht sein. Hier muss zwingend Abhilfe geschaffen werden und die Frage sollte keinesfalls lauten: „Kind oder Karriere“. In unserer Gesellschaft sollte beides miteinander vereinbar sein. Arbeitgeber müssen sich in der Verantwortung sehen ihre Mitarbeiterinnen bestmöglich zu unterstützen und ihnen eine Karriere im Unternehmen auch trotz Kinderwunsch ermöglichen. Unternehmen müssen konkrete Maßnahmen, wie bspw. flexible Arbeitszeitmodelle oder Kinderbetreuungsangebote, entwickeln, um Frauen bestmöglich wieder in ihren alten Job zu integrieren und ihnen eine Perspektive im Unternehmen bieten zu können.

Ich bin überzeugt davon, dass es viele Positionen gibt, die Frauen gerade auf Grund besonderer Stärken, wie z.B. ihrem meist stärker ausgeprägten Empathievermögen, perfekt besetzen können. 

Daher abschließend mein Appell: Die Frauenquote ist mit Sicherheit nicht schädlich und hat dem Thema „Frauen in Führungspositionen“ eine besonderer Aufmerksamkeit zu Teil werden lassen. Doch was wir in der heutigen Zeit brauchen sind Maßnahmen und konkrete Projekte, um Frauen in der Arbeitswelt die gleichen Voraussetzungen wie Männern bieten zu können. Wenn dies möglich wird, werden die Anstellungen von Frauen in Führungspositionen auf natürlichem Weg deutlich zunehmen.

Denn wenn wir ehrlich sind möchten wir doch alle nicht wegen einer gesetzlichen Vorschrift  sondern wegen unserer Kompetenz unseren Traumberuf erreichen! 

 

Franziska Weck