Fake it until you make it!

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Fake it until you make it!

Innerhalb von wenigen Sekunden bilden wir uns eine Meinung über andere Menschen, sei es unser Gesprächspartner, das erste Date oder der Redner in einem Seminar. Die richtige Körpersprache und das dazugehörige Selbstbewusstsein spielen hier eine wichtige Rolle und sind mitentscheidend dafür, wie die Person gegenüber uns wahrnimmt. 

Achten Sie auf Ihren Körper und überlegen wie er zum Einsatz kommt. Manche Menschen ziehen während einer Sitzung die Schultern hoch, verschließen die Arme oder schlagen die Beine übereinander, jede Aktion kann unterschiedlich interpretiert werden. Achten Sie darauf, wie Sie in diesem Moment oder während einer Verhandlung ihren Körper einsetzen. Später kommen wir darauf zurück.

Sie gewinnen in Ihrem Lieblingsspiel oder in Ihrer Sportart, Sie feiern vor Freude, schreien auf und lassen Ihren Emotionen freien lauf.

Wie spiegelt sich so ein Moment in unserer Körpersprache wieder? Wir strecken beide Arme in die Luft, ballen die Faust, sogenannte Power Posen. Power Posen sind kurze nonverbale Darstellungen, die z.B. Dominanz darstellen. Eine offene und sich größer machende Körperhaltung verdeutlicht Power. Sie kommen aus unserem Inneren, durch unseren Sieg fühlen wir uns selbstbewusst, stark und mächtig. Im Gegensatz dazu strahlt eine eher verschlossene Haltung Machtlosigkeit aus.

Bekannte Beispiele sind Christiano Ronaldo und Usain Bolt, die durch ihre Siegesposen aufzeigen, dass Sie die besten in ihrer Sportart sind.

Unsere Körpersprache beeinflusst wie andere Menschen uns wahrnehmen, wie schon Watzlawicks erstes Axiom beschreibt: 

„Man kann nicht nicht kommunizieren!“

Wir werden ständig beurteilt und stehen im Austausch mit unserem Gegenüber. Kann unsere Körpersprache nun auch bestimmen wie wir uns selbst fühlen? Was wir wissen ist, dass unser Bewusstsein unseren Körper verändern kann. Wenn Sie sich glücklich fühlen, fangen Sie an zu lächeln. Funktioniert das jetzt auch andersherum, kann unser Körper unser Bewusstsein beeinflussen?

In einer Studie wurde ein Stift zwischen den Zähnen festgehalten, wobei sich die gleichen Muskeln aktivierten wie beim Lachen. Comics wurden in diesem Szenario als lustiger empfunden. Wenn Sie über einen längeren Zeitraum lächeln, beginnen Sie sich besser zu fühlen.

Wie sieht das jetzt im Zusammenhang mit Macht aus?

Physiologische Einflussfaktoren (z.B. Hormone) sind entscheidend für unser Machtempfinden, da sie unsere Gedanken und Gefühle beeinflussen. Testosteron und das Stresshormon Cortisol spielen eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit Macht. Bei Führungspersönlichkeiten ist das Testosteronlevel erhöht, es spiegelt und verstärkt den situativen Status sowie die Dominanz einer Person wieder. Selbstsicherheit ist zudem auch eng mit Cortisol verbunden, wenn jemand Macht empfindet sinkt das Cortisollevel. Um Drucksituationen zu meistern, ist es wichtig stressresistent zu sein.

Die amerikanische Sozialpsychologin Amy Cuddy führte eine Studie durch, in der die Teilnehmer an einem Vorstellungsgespräch teilnahmen. Die Situation sollte vermehrt Stress aufbauen, um die Teilnehmer einer erhöhten Drucksituation auszusetzen. Eine Gruppe nahm vor dem Gespräch eine 2-minütige Power Pose ein, die andere Gruppe eine Low-Power Pose. Die Einschätzung der Teilnehmer durch die Gesprächsleiter mit einer vorher eingenommen Power Pose fiel deutlich besser aus. Das Einnehmen einer High-Power Pose verursacht Veränderungen im Verhalten sowie Veränderungen auf physiologischer und psychologischer Ebene:

  • Erhöhung des Testosteronlevels
  • Senkung des Stresshormons Cortisol
  • Ein erhöhtes Gefühl von Macht und Risikotoleranz

Unser Körper kann unsere Gedanken verändern, woraufhin unsere Gedanken unser Verhalten verändern. Dies führt dazu, dass unsere Verhaltensänderung Ergebnisse und Resultate positiv beeinflussen können. Wir drehen an einem kleinen Rädchen um eine große Veränderung zu erzielen. 

Eine 2-minütige Power Pose ist ausreichend um einschlaggebende Veränderungen auf physiologischer, mentaler und Gefühlsebene zu erreichen. Egal ob zu Hause vor dem Spiegel oder alleine in einem Zimmer - es ist jederzeit und überall möglich.

Schon durch die Veränderung der Körperhaltung können Sie sich vorbereiten, um schwierige und stressvolle Situationen zu meistern. Die Selbstsicherheit und die darauffolgende Leistung in Bewerbungsgesprächen, Vorträgen oder Diskussionen kann somit verbessert werden.

 

Referenzen

Carney, D. R., Cuddy, A. J., & Yap, A. J. (2010). Power posing: Brief nonverbal displays affect neuroendocrine levels and risk tolerance. Psychological science, 21(10), 1363-1368.

Watzlawick, Paul: Menschliche Kommunikation, Formen, Störungen, Paradoxien; 11.,unveränderte Auflage, Verlag Hans Huber, 2007